Glasuren aussuchen und brennen

 

Deine selbstgetöpferte Keramik ist einmal gebrannt und kann nun glasiert werden.

Jetzt stehst du vor dem Glasuren-Katalog wie ein Kind vor dem Süßigkeitenstand.

Viele der Angebote sehen verlockend aus.

Du hast die Wahl: Hoch oder niedrig brennend, matt, seidenmatt oder glänzend. Deckend, durchscheinend oder transparent. Pulverglasuren oder Fertigglasuren?

Du fragst dich: Welche Glasur passt zu meiner Keramik? Wie muss die Glasur verarbeitet werden? Wie hoch muss ich sie brennen? Was sollte beachtet werden?

Und du stellst fest:

Du bist mitten im Glasuren-Dschungel

 

Wie kannst Du das Dickicht lichten?

Mit der Auswahl deines Tons hast Du dich vielleicht schon für einen bestimmten Temperaturbereich entschieden? Du hast schon einen eigenen Brennofen, der vielleicht bis 1200°C brennen kann oder einen, der es bis 1300°C schafft? Du hast die Möglichkeit, woanders zu brennen? In diesem Fall frage nach, welche Temperaturen dort möglich sind. Wenn Du noch unentschieden bist, lies meinen Artikel dazu: SteinGUT oder SteinZEUG

 

Fürs erste jedenfalls solltest Du dich für einen Brennbereich entscheiden. Dabei muss dein verwendeter Ton zu diesen Brenntemperaturen passen.

Ton und Glasuren müssen sich beim Brand gut miteinander verbinden.

Je besser sie aufeinander abgestimmt sind, umso haltbarer wird die Glasuroberfläche.

 

Um das Ganze nicht zu kompliziert zu machen, gebe ich dir mal meine grobe pi x Daumen-Regel:

Guck nach, was bei der Tonbeschreibung steht, unter dem Stichwort "Maximaltemperatur" oder "Sintertemperatur". Dann merke dir die Temperatur, die etwa 20 bis 30 Grad darunter liegt.

 

Beispiel: Angenommen, dein Ton ist bis maximal 1200°C brennbar,

dann suche dir dafür Glasuren, die für die Temperatur um 1170°C - ODER WENIGER - vorgesehen sind.

Das ist erstmal die Theorie. Sehr gut möglich, dass Du für deine "optimale" Brenntemperatur keine Glasuren findest. Oder zu wenige, die dir gefallen. Dann nimm Glasuren, die noch niedriger brennen.

 

Die vom Hersteller angegebenen Brenntemperaturen sind immer "Circa" - Angaben. Nicht weil der Hersteller seine Produkte nicht kennt, sondern weil jeder Brennofen etwas anders brennt.

 

So kann es eben auch sein, dass die für 1170°C vorgesehene Glasur aus deinem Ofen zuhause einfach besser rauskommt, wenn Du sie 10 Grad höher oder niedriger brennst. Dieses "Feintuning" der Brenntemperatur der Glasur muss man sich einfach selbst erarbeiten.

 

 

Die maximal mögliche Brenntemperatur des Tons darf nicht überschritten werden.

Das Tongefäß kann sonst Blasen und Beulen bekommen und sich verformen.

Daher muss der Schmelzpunkt der Glasur immer etwas niedriger liegen als die maximale Brenntemperatur des Tons.

 

Wenn Du dich in etwa für eine Brenntemperatur entschieden hast, kannst Du mit dem Aussuchen beginnen.

 

Streichglasuren

 

Als erstes werden dir die in letzter Zeit sehr populär gewordenen STREICHGLASUREN begegnen.

Sie sind in großer Farbvielheit erhältlich. Allerdings vorwiegend im Temperaturbereich unter 1100°C. Für höhere Brenntemperaturen wird die Auswahl schon etwas magerer.

Auf den ersten Blick sind sie sehr praktisch: Du musst nur den Deckel aufschrauben, die Glasur aufrühren und kannst loslegen. Diese Glasuren werden mit dem Pinsel aufgetragen, meist in zwei oder sogar drei Schichten. Da kann man nicht immer genau sehen, ob alle Stellen nun erst den zweiten oder den dritten Farbauftrag abbekommen haben. Ob die geschmolzene Glasur auf allen Seiten gleichmäßig aussieht, hängt dann ein bischen von deiner Sorgfalt ab.

Sie haben den Vorteil, dass sie im ungebrannten Zustand gut auf dem Tongefäß haften. Du kannst also deine Keramik, sobald die Glasur getrocknet ist, gut anfassen.

Ausprobiert habe ich sie auch schon. Allerdings ist mir das Pinseln zu zeitaufwändig.

 

Pulverglasuren

 

Sie waren bis vor nicht allzu langer Zeit das "Normale".

Pulverglasuren erfordern einen Arbeitsschritt mehr. Du musst sie mit Wasser versetzen und durch ein Sieb rühren. Das hört sich nach mehr Aufwand an, als es dann wirklich ist. Du rührst die Glasur nicht in 100 g - Portionen an, sondern kiloweise.

Erst wenn Du eine größere Menge angerührte Glasur vorrätig hast, kannst Du deine Gefäße in die Glasur TAUCHEN. Damit geht das Glasieren recht fix und die Glasur ist gleichmäßig aufgetragen. Der Stolperstein für dich, wenn Du Anfänger bist: Die DICKE der Glasur, die notwendige Konsistenz ist dir unbekannt. Du solltest damit erst Proben machen. Auf verschiedenen Plättchen die Glasur in unterschiedlicher Stärke auftragen.

Verzichte erstmal auf "Laufglasuren". Sie machen Ärger.

Pulverglasuren sind angesagt, wenn Du deine Keramik begießen oder tauchen möchtest. Damit kann man eine recht gleichmäßige Glasuroberfläche erreichen. Mit dem Pinsel aufgetragen sehen sie eher nicht so gut aus.

 

Das brauchst Du, um Pulverglasuren gebrauchsfertig zu machen:

1 Eimer mit Deckel,

1 Eimer ohne Deckel

1 spezielles Glasursieb (Fachhandel), das im Durchmesser zu deinem Deckeleimer passt

1 ausrangierte Spülbürste

1 flachen Pfannenheber aus Holz zum Rühren

evtl. eine ausrangierte Suppenkelle

1 großen Messbecher zum Wasser abmessen

Wasser

1 Staubmaske

Aufkleber und Permanentstift zum Beschriften des Eimers

 

Dann geht's los: Maske aufsetzen, das trockene Glasurpulver in den Eimer (ohne Deckel) geben, etwas Wasser dazutun. Jetzt saugt das Glasurpulver und Du kannst Wasser nachgießen. Miss die verwendete Menge Wasser ab und notiere sie. So kannst Du beim nächsten Mal die Menge anpassen, wenn die Glasur beim ersten Brand zu dünn oder dick war.

Wenn die Konsistenz dieses Gemisches breiartig aussieht, rühre ein paar Mal um. Geht das Rühren sehr schwer, füge noch etwas Wasser dazu. Lass das Gemisch maximal bis zum nächsten Tag so stehen. Die Glasur kann quellen.

Nun das Sieb auf den zweiten Eimer legen und die Glasur portionsweise in das Sieb geben. Mit der Spülbürste und evtl. etwas zusätzlichem Wasser (auch abmessen) durchrühren.

 

Wenn sehr viel Rückstand im Sieb hängenbleibt, ist das Sieb entweder zu feinmaschig oder Du hast eine von den "Effektglasuren" erwischt, deren Effekte auf den gröberen Bestandteilen beruhen.

Die sollte man wahrscheinlich garnicht durchsieben.

 

Die Glasur im geschlossenen Behälter aufbewahren, damit sie in etwa ihre Konsistenz behält.

Zum Glasur verdünnen nimmt man einfach etwas mehr Wasser.

Wenn die Glasur beim Durchsieben aber etwas zu dünn geraten ist, lässt man sie einen Tag stehen.

Die festeren Glasurbestandteile sinken nach unten. Obenauf im Eimer steht klares Wasser, das Du vorsichtig mit einem Schwamm absaugen kannst.

 

Pulverglasuren sind nichts, wenn man jede Woche eine "neue" Glasur ausprobieren möchte.

Wenn Du aber auf der Suche nach einer Glasur bist, die Du oft verwenden möchtest, z.B. für Geschirr, dann lohnt sich die Einarbeitung.

 

Ein entscheidender Faktor für das Gelingen ist die AUFTRAGSSTÄRKE der Glasur.

Das kann durchaus sehr unterschiedlich sein bei verschiedenen Glasuren.

Es erfordert von dir: Dranbleiben und Erfahrungen sammeln.

 

Am besten suchst Du dir  2 bis 4 verschiedene Glasuren für die GLEICHE Brenntemperatur aus und beginnst mit deinen Glasur- und Brennerfahrungen.

Sei nicht enttäuscht, wenn dein Ergebnis nicht so aussieht wie aus dem Katalog (bzw. website).

Es sind so viele Faktoren im Spiel.

 

Und ja, man kann auch Glasuren selber machen.

Aber das ist kein Zuckerschlecken, da gibt's viel "try and error"

 

Dazu mehr in einem anderen Artikel.

 

Herzlichst Heidi

Aachen, Mai 2021