Die Auswahl des Keramikbrennofens (2). Die Magie des Feuers

 

Ach, Du glaubst vielleicht, ich will dich in die Esoterik-Abteilung entführen? Nein.

Die Überschrift für diesen Artikel könnte auch lauten:

 

Feuer und Flamme oder doch lieber Heizspiralen?

 

Denn es geht ja um die Auswahl eines für dich geeigneten Keramikbrennofens.

Oder ganz profan: willst Du einen elektrisch betriebenen Brennofen, einen Gasofen oder einen Holzbrandofen nutzen?

 

Eines haben alle drei Brennöfen gemeinsam:  Sie machen aus deinen Tongefäßen etwas Dauerhaftes, Festes. Schmelzen die Glasur aus, machen deine Pötte zu Alltags-tauglichen Gebrauchsgegenständen.

Hohe Brenntemperaturen können mit allen dreien erreicht werden.

 

Was macht also den Unterschied aus?

Ein schwerer Begriff: die OFEN-ATMOSPHÄRE.

Mal ganz provokativ übersetzt mit: wie ist die Luft dadrinnen? Im Brennofen, während er heizt bzw. brennt.

 

Der Fachmann und auch die Fachfrau sprechen von den beiden gegensätzlichen "Zuständen": OXIDIERENDER und REDUZIERENDER Atmosphäre, also Sauerstoff-reich oder Sauerstoff-arm.

 

Schau dir die Glasurbilder hier unten an.

Alle drei Fotos zeigen die gleiche Glasur.

 

Das mittlere Teil (weiß) wurde im E-Ofen gebrannt in oxidierender (oder auch neutraler) Ofenatmosphäre.

 

Die beiden blauen entstanden im Holzbrandofen unter reduzierender Atmosphäre.

Sie könnten aber auch aus einem Gasofen kommen.

 

Der Verbrennungsvorgang einer offenen Flamme macht diese Veränderung möglich.

 

Natürlich wird nicht jede beliebige Glasur durch Reduktion so stark farblich verändert wie bei diesem Beispiel.

Da muss man gezielt Rohstoffe auswählen, die geeignet sind bzw. auch ein schönes Ergebnis bringen.

 

Schöne Reduktionsglasuren können entstehen durch Umwandlung von Z.B. Eisenoxiden, Kupferoxidverbindungen und Rutil (siehe blaue Glasur).

Hierbei sind die Farbveränderungen zwischen oxidierend und reduzierend am spektakulärsten.

 

Wie kriegt man diese Reduktion denn nun hin? Die Theorie dazu:

 

Sowohl im Gasofen als auch im Holzofen brennt ein "Feuer". Dieses "Feuer" braucht zum Brennen eine gewisse Menge an Sauerstoff, also eine Luftzufuhr.

Wenn Du nun diese Luftzufuhr verringerst (durch Klappen und Schieber am Ofen), greift das Feuer zu Überlebensmaßnahmen.

In "Notwehr" sozusagen "klaut" es sich die notwendigen O-Moleküle (Sauerstoff) aus dem Ton und aus den Glasuren.

Tone werden in der Regel dabei dunkler.

Richtig "komponierte" Glasuren verändern sich z.B. von Kupfer-blass-grün zum sogenannten Ochsenblutrot. Eisenhaltige von gelblichen Tönen in kühl-grüne "Seladonglasuren".

Rutilhaltige verändern sich von weiss/gelblich zu wunderbaren Blau-Lila-Grüntönen. Das nenne ich Magie.

 

Das alles ist nicht einfach, aber, wenn man es mag, der Mühe absolut wert.

 

Ein weiteres Plus, wenn man so will, ermöglicht das Holzfeuer:

Ein Teil der Asche des verbrannten Holzes wird von der Strömung mitgetragen, landet auf der Keramik und schmilzt auf der vorhandenen Glasur aus. In stärkerem Maße natürlich auf der Feuer zugewandten Seite.

 

Hier ein Link zu Instagram: Norbert Hombergen Holzbrandkeramik

All diese Umwandlungen sind im E-Ofen nicht möglich. Hier findest Du keine offene Flamme.

Die nötige Hitze wird ähnlich wie bei einem Toaster durch Heizspiralen erzeugt.

Die Ofenatmosphäre ist oxidierend bis neutral. Das braucht sie auch. Heizspiralen werden ruiniert unter Reduktionsbedingungen.

 

Herzlichst Heidi

Aachen Januar 2021