Der Elektro-Brennofen

 

Sind da Heinzelmännchen am Werk?  Man könnte es fast glauben.

Du füllst den Brennofen, drückst ein Knöpfchen und kannst dich anderen Dingen widmen.

Sie tun die Brennarbeit für dich.

Aber wie bei jedem Heinzelmann-Einsatz musst Du zuerst Futter bereitstellen für die kleinen Kerle.

In diesem Fall haben sie Appetit auf Strom.

 

So muss eine deiner ersten Fragen bei der Brennofenwahl lauten:

hab ich genug Strom?

 

Höhere  Brenntemperaturen  und  größeres  Raumvolumen deines Brennofens  erfordern höhere Stromkapazitäten. Ist logisch, oder?

Während kleine Öfen noch mit einer normalen "Schuko-Steckdose" funktionieren können,

brauchst Du ab einer gewissen Ofengröße Starkstrom. Ähnlich wie z.B. bei einem Elektroherd mit Backofen oder einem Elektro-Wasser-Durchlauferhitzer.

Das solltest Du unbedingt im Kopf behalten.

 

Wenn Du einen Elektro-Brennofen in Erwägung ziehst, hast Du eine Riesenauswahl.

Auswahlkriterien sind neben Strom-Kapazitäten:

 

die gewünschte Höchst-Brenntemperatur (willst Du SteinGUT oder SteinZEUG machen, siehe Blogbeitrag #12)

 

die Größe des Brennofens (sie wird in Litern gemessen, nimm deinen Kühlschrank als Vergleichsgröße)

 

Toplader oder Frontlader

 

Egal für welches Modell und für welchen Hersteller Du dich entscheidest, dieses Zubehör ist nötig:

 

1. Eine Steuerung. Hier kannst Du verschiedene Brennprogramme abspeichern und für unterschiedliche Brände dann per Knopfdruck "abfahren". Das kannst Du individuell einstellen.

 

2. Einsatzplatten. Sie haben die Funktion von nicht brennbaren "Regalbrettern". Damit kannst Du mehrere Etagen im Ofen bauen.

 

3. Ofenstützen. Sie sind die Säulen deines Etagenbaus.

 

Bild: Blick in einen kleinen Toplader

 

Toplader oder Frontlader

 

In der Mehrzahl der Fälle hat der Toplader eine runde oder achteckige Grundfläche, inzwischen gibt es auch eine Auswahl an eckigen und sogar ovale.

Die Ofentür ist oben und liegt wie ein Deckel auf.

 

Der Frontlader ist eckig, die Tür geht nach vorne auf, im Prinzip wie bei einem Schrank.

 

Jetzt fragst Du dich wahrscheinlich: welcher ist besser?

 

Vordergründig könnte man denken: der mit der RUNDEN Grundfläche natürlich - ich mache ja auch RUNDE Töpfe. Leider hast Du nicht den ganzen Grundriss zur Verfügung.

Drei Plätze in jeder Etage (wir sagen SCHICHT) sind immer schon vergeben. Dort stehen die Stützen für die nächste Schicht. Die oberste Etage braucht natürlich keine.

 

Den gleichen 3-Punkt-Stützen-Aufbau verwendest Du auch im Frontlader. Die Einsatzplatten sind viereckig. Du kannst 2 Stützen hinten rechts und links verwenden, die dritte vorne in der Mitte.

Manche Keramiker nehmen auch 4 Stützen. Wichtig: die Stützen immer übereinander stellen.

 

Der Unterschied zwischen beiden Modellen zeigt sich, wenn Du einen Glasurbrand einsetzen möchtest.

 

Während bei einem Schrühbrand (Biscuitbrand) die Gefäße gestapelt werden können, sich BERÜHREN dürfen, ist das bei einem Glasurbrand (Glattbrand) ein absolutes Tabu.

Die Glasur wird flüssig, erhärtet wieder beim Abkühlen. Sie wirkt wie Kleber.

Du brauchst also Abstände ZWISCHEN den Keramiken und einen Abstand nach OBEN zur nächsten Einsatzplatte.

 

Beim Toplader schaust Du von OBEN in den Ofen. Du kannst also sehr gut sehen, ob die Gefäße sich berühren oder nicht. Hier kannst Du mit Millimetern knausern. Was Du nicht sehen kannst: die Höhe deiner Schicht. Hier musst Du vorher messen oder eben großzügige Höhenabstände einbauen.

 

Beim Frontlader hast Du den umgekehrten Effekt. Die Zwischenräume der Töpfe kannst Du nicht von allen Seiten sehen.

Das Einsetzen funktioniert hier mehr so: der neu einzusetzende Topf berührt leicht den, der schon im Ofen steht. Dann rückst Du ihn ein paar Millimeter davon ab. Das ist reine Übungssache. Dafür kannst Du hier bei der Schichthöhe sparen. Mit einem Peilblick von Oberkante zu Oberkante der eingesetzten Stützen, siehst Du, ob genug Luft ist.

 

Ein weiterer Aspekt könnte sein, ob Du mitunter schwere Einsatzplatten von oben oder eben von vorn in deinen Ofen heben möchtest.

 

Damit Du lange Zeit Freude an deinem Ofen hast:

 

Heizspiralen sind spröde in kaltem Zustand, also möglichst nicht anecken.

Abgefallene Glasurbröckchen schaden den Einsatzplatten und auch den Spiralen. Die Glasur schmilzt und frisst sich bei jedem Brand immer mehr in die Platte bzw. Spirale. Die Heizspiralen werden an dieser Stelle irgendwann reißen. Aber sie sind austauschbar.

Das Heiligtum deines Ofens ist das Pyrometer, der Temperaturfühler. Ohne ihn läuft garnichts.

 

Nachfolgend mein Info-Stand zur Aufstellung eines Elektrobrennofens - ich übernehme dafür keine Gewähr für die Richtigkeit, bitte informiere dich bei deinem Händler oder dem Hersteller:

 

Der Brennofen muss auf nicht brennbarem Untergrund stehen - Fliesen, Beton usw.

Abstände zu Wänden und brennbaren Materialien müssen eingehalten werden.

Ein Elektro-Brennofen wird NICHT an einen Kamin angeschlossen. Vielmehr muss der Raum gut zu lüften sein. Alternativ können  Feuchtigkeit und Glasurdämpfe mit einem speziellen Abluftrohr nach draußen geleitet werden. Das Stichwort dazu heißt "Bypass".

Wenn Du ohne Abluftausleitung auskommen möchtest, solltest Du zumindest dich nicht gleichzeitig im Raum aufhalten, wenn der Ofen brennt.

Die Steuerung muss etwas abseits vom Ofen angebracht werden.

 

Für die nötigen Informationen über elektrische Leitungen, Sicherungen usw. konsultiere bitte den Elektriker deines Vertrauens. Zeige ihm das Datenblatt des Ofenherstellers, damit er prüfen kann, ob deine Elektro-Installationen ausreichend sind.

 

Unten ist ein Link zu Keramik-Kraft. Hier findest Du eine gut verständliche Tabelle, in der die nötigen Anschlusswerte, dazu gehörende Sicherungen usw. dargestellt sind. Besonders gut gefällt mir die Darstellung der benötigten Steckdose. Die rosa hinterlegten Dosen mit fünf Punkten sind Starkstromanschlüsse: Beispiel für ein gut verständliches Datenblatt für Keramik-Brennöfen.

(Falls das als Werbung betrachtet wird, so ist sie unbeauftragt und unbezahlt).

 

Herzlichst Heidi

Aachen Januar 2021