Die Auswahl des Keramikbrennofens (1). SteinGUT oder SteinZEUG?

 

"Backe, backe, Kuchen, der Bäcker..." die erste Strophe dieses bekannten Kinderliedes endet mit - "schieb in den Ofen rein".

Ja, nun ist es soweit: Du machst dir Gedanken, wie Du deine Keramik brennen kannst.

Bisher hast Du vielleicht "brennen lassen". Hast deine Pötte zu einem Brennservice gebracht oder ein Töpfer hat es dir ermöglicht, ein paar Sachen mit in den Brennofen zu stellen.

In der Regel hast Du dabei keine oder wenig Auswahlmöglichkeiten bezüglich der Brenntemperatur. Was bedeutet: Du musst dich anpassen. Dein Ton, deine Glasuren müssen zur angebotenen Brenntemperatur "passen". Zudem fährst Du deine noch empfindlichen Keramiken durch die Gegend. Da kann schon mal das ein oder andere Glasurstückchen abspringen.

Sieht dann nach dem Brand nicht so schön aus.

 

Also, Du hast dich entschlossen, ein eigener Ofen muss her!

Bitte erst mal nichts überstürzen.

Bevor Du dich zu einem Kauf entscheidest, ist eine ganze Menge zu überlegen.

Ganz Grundsätzliches, wie:

 

Welche Art von Keramik möchte ich eigentlich machen?

Welche Aufstellmöglichkeiten (Räumlichkeiten) habe ich?

Welche Energien stehen mir zur Verfügung? Strom, Erdgas, Möglichkeiten für ein Holzlager?

Wieviel kann oder will ich ausgeben?

 

Was möchte ich töpfern?

Fertige Keramik wird in verschiedene Kategorien unterteilt. Ich lasse Baukeramik, Sanitärkeramik usw. außen vor. Sehr wahrscheinlich hast Du nicht vor, Ziegelsteine selbst zu machen?

 

Ich rede hier also von Geschirrkeramik und anderen auf der Scheibe gedrehten Gefäßen.

Unterscheidungskriterien sind hier:

 

ZUSAMMENSETZUNG des Tons und die damit verbundene ideale BRENNTEMPERATUR

 

Um es kurz zusagen: Raku ist eine spezielle Brenntechnik, die einen besonderen Ofen nötig macht.

Hier werden Keramiken HEISS aus dem Ofen genommen und Schock-abgekühlt. Du kannst mit  Raku wunderschöne Gefäße machen. In den seltensten Fällen sind sie aber wirklich Geschirr-tauglich.

 

Bist Du auf Porzellan aus? Dann muss dein Brennofen natürlich die höchsten Brenntemperaturen leisten können. Mit Porzellanton umzugehen, erfordert allerdings etwas an Dreherfahrung.

Vielleicht fängst Du erst mal mit Steingut oder Steinzeug an?

 

Übrig bleiben jetzt Steingut und Steinzeug.

also: niedrige Brenntemperaturen - hohe Temperaturen

undicht ohne Glasur - dicht auch ohne Glasur, somit auch potenziell langlebiger

sehr bunte Glasuren möglich - etwas geringere Farbmöglichkeiten

geringere Brennkosten - höhere Brennkosten

 

Grob über den Daumen gepeilt: bis ca. 1200°C haben wir SteinGUT

von 1200°C bis 1300°C gehts um SteinZEUG.

Genauere Definitionen findest Du im Netz. Allerdings stimmen die Meinungen dazu nicht unbedingt überein.

Schauen wir mal auf die Glasuren. Während der Ton eine gewisse "Toleranz" bezüglich der Brenntemperatur hat, sieht es da bei den Glasuren schon pingeliger aus.

Klar, gibt es welche, die du mit 20 Grad höher oder niedriger brennen kannst. Aber das ist die Ausnahme. In der Regel erfordern schöne Glasurüberzüge auch exakte Brenntemperaturen / Brennbedingungen.

Glasuren werden flüssig beim Brennen, dehnen sich aus und gehen wieder zusammen. Auch der Ton dehnt sich und zieht sich wieder zusammen. Da ist richtig Highlife im Brennofen.

Fazit: der Ton und die Glasur müssen sich "vertragen". Die Glasur soll sich mit dem darunterliegenden Ton verbinden.

Entscheidend ist dabei die Zusammensetzung des Tons und die der Glasur. Gut ausgesucht, wirken beide Komponenten ideal zusammen, wenn die richtige Brenntemperatur eingesetzt wird.

 

Zur Entscheidungshilfe: in einem Brennofen, der bis 1300°C oder mehr geheizt werden kann, kannst Du Steinzeug UND Steingut brennen. Dir sind also alle Möglichkeiten offen.

Ein Brennofen mit bis zu etwa 1200°C Höchsttemperatur ist nur geeignet zum Brennen von Steingut.

 

Aber warte, es gibt noch mehr Auswahlkriterien. Im folgenden Artikel.

 

Herzlichst Heidi

Januar 2021