Du hast vielleicht schon davon gehört? Luftblasen im Ton wirken als Bomben im Brennofen, sprengen dein Keramikgefäß in Stücke? Oder, ein gut vorbereiteter Ton ist geschmeidiger zu drehen?
Stimmt.
Aber, Ton optimal vorbereiten ist Arbeit, fordert Körpereinsatz, kurz gesagt: kann schon anstrengend sein.
Kannst Du es also ausfallen lassen?
Der frisch gekaufte Ton aus der Tüte sieht doch gut aus?
Wenn Du gerade anfängst mit dem Drehen und - sorry - zu erwarten ist, dass nicht Alle deiner ersten Versuche heile von der Scheibe kommen, rate ich Dir: Lass das Ton schlagen erst mal sein.
Ebenso, wenn Du nicht alle Gefäße später brennen möchtest.
Ein frischer Ton hat in der Regel keine oder kaum Lufteinschlüsse. Wenn doch, bemerkst Du es beim Drehen und kannst die Luftblasen mit einer Nadel aufstechen. Besser, Du beginnst mit einem neuen Tonklumpen.
Wenn der Ton (in der Tüte) schon eine Weile lagert, sieht es anders aus.
Okay, wirklich sehen kann man es nicht. Das Wasser im Ton hat sich anders sortiert.
Die Wasserverteilung ist ungleichmäßig. Es gibt weichere und härtere Stellen im Ton.
Das macht das Verdrehen für dich schwieriger. Schon beim Zentrieren wirst Du es bemerken.
Schaffst Du es trotzdem, daraus einen gleichmäßigen Pott zu drehen, hast Du immer noch nicht gewonnen. Beim Trocknen und spätestens beim Brennen können sich hinterhältige S-förmige Risse im Boden zeigen. Das kann dir allerdings auch mit frischem Ton aus der Tüte passieren.
Spätestens, wenn Du deine "Drehleichen" wieder drehfähig machen möchtest oder deinen eingesumpften Ton aufarbeitest, ist es Zeit, zu lernen.
Du hast mehrere Möglichkeiten, den Ton zu vermischen:
1. Schlagen
2. Kneten
3. Kneten mit der Ochsenkopftechnik (ox head, ram's head)
4. Kneten mit der Spiraltechnik (japanische Spiraltechnik)
Du kannst dir eine Technik aussuchen oder auch kombinieren.
Das Ziel aller Methoden ist, Luftblasen zu öffnen, den Ton gründlich zu durchmischen, geschmeidiger zu machen.
Man könnte fast meinen, es verhält sich ähnlich wie bei einer Massage beim Menschen.
Was Du dabei im Kopf haben musst: keine neue Luft einzubauen.
Immer wenn Du zwei Lagen Ton aufeinander bringst - sei es beim Tonschlagen oder auch beim Kneten, achte darauf, dass Du keine Hohlräume produzierst.
auf Youtube Inga von Trattnick knetet Ton
Mrs. Clayton-Potters hat dazu ein paar schöne Videos in englischer Sprache gefunden
to reclaim clay = Ton wieder aufarbeiten
to wedge clay = Ton schlagen
to knead clay = Ton kneten
Amerikaner sagen anscheinend zu beiden Techniken "to wedge clay"
auf Youtube Simon Leach zeigt "Ton schlagen"
auf Youtube Karans Potts and Glass
auf Youtube Corvallis Schools Arts Departments
Du hast Tüten-Ton, der nur ein bischen zu hart ist?
Dann bereite ihn so vor:
Schneide den Ton längs in Scheiben, ca. 2cm dick. Mit alten nassen Handtüchern machst Du nun ein Sandwich: Ton - Handtuch - Ton usw. In Plastikfolie einwickeln und zwei Tage ruhen lassen.
Danach muss der Ton natürlich geschlagen oder geknetet werden.
Statt der nassen Handtücher kannst Du - wenn vorhanden - sehr weichen Ton dazwischenlegen.
Für das Kneten oder Schlagen ist ein stabiler Tisch oder ein Gestell mit dicker Holzplatte nötig.
Gute Erfahrungen habe ich auch mit Marmorplatten von alten Waschtisch-Kommoden gemacht.
Herzlichst Heidi
Aachen Januar 2021