Der Drehton. Auswählen, lagern, trocknen, recyceln

 

Deine ersten gedrehten Gefäße stehen auf einem Brett und sollen demnächst weiterverarbeitet werden.

Du möchtest sie vielleicht abdrehen und / oder einen Henkel anfügen.

Während bisher Ton und Wasser eine Rolle spielten, kommt jetzt der Faktor Luft bzw. Trocknung dazu.

Bis Du die Gefäße wieder in die Hand nehmen oder umgekehrt auf die Scheibe legen kannst zum Abdrehen, müssen sie etwas fester werden, sprich trocknen.

Aber eben kontrolliert.

Sowohl zum Abdrehen als auch Henkeln soll der Ton "lederhart" sein.

Eigentlich eine kuriose Definition. Wer kann damit schon etwas anfangen?

 

Der Trocknungsprozeß ist vielen Faktoren unterworfen: der Jahreszeit, dem Wetter, den Raumtemperaturen usw.

Für einen Anfänger also nicht so recht kalkulierbar.

Du musst also häufig nachschauen und fühlen.

 

Wenn Du im gleichen Haus lebst, in dem sich dein Drehplatz befindet, geh nach ein paar Stunden gucken.

Wenn der obere Rand und das obere Drittel schon etwas fester sind, dreh die Töpfe auf Kopf.

Falls Du am nächsten Tag weiterarbeiten kannst, lege flach ausgebreitet Zeitungspapier darüber.

Ist es sehr warm oder Du hast erst am übernächsten Tag Zeit, nimm dafür Plastikfolie.

 

Generell ist langsames Trocknen vorteilhaft. Du kannst immer die nächsten paar Stücke "an die Luft holen", wo sie dann schneller trocknen.

Mit zu stark getrockneten Pötten hast Du nur Ärger. Sie lassen sich schlecht abdrehen und Henkel halten zwar im ersten Augenschein, bekommen dann aber beim weiteren Trocknen Risse oder fallen sogar ab.

 

Während nun deine Töpfe trocknen, ist Zeit, nun endlich über die Tonauswahl zu sprechen.

Hier könnte es jetzt sehr umfangreich werden, aber ich mache es kurz:

 

Du willst drehen lernen, also nimm einen Drehton OHNE Schamottierung.

Ton mit feinem Schamotteanteil kannst Du später für deine Bodenvasen verwenden.

Grob schamottierten Ton verdrehen, macht nur wenigen Menschen Spaß.

Das tut weh!

Wenn Du Gebrauchsgeschirr herstellen möchtest, nimm einen weißen, hellgrauen Ton.

Der macht die wenigsten Probleme im Zusammenspiel mit der Glasur.

 

Wenn Du noch gar keine Ahnung hast, welche Glasuren Du später verwenden möchtest oder noch nicht weißt, wie hoch Du letztendlich brennen kannst, dann nimm einen SteinZEUGton, also hochbrennend.

 

Wenn Du dich schon für die Kategorie SteinGUT entschieden hast, weil Du z.B. mit weniger Brennenergie auskommen möchtest. Oder viele bunte Glasurfaben einsetzen möchtest oder Dein verfügbarer Stromanschluss nicht genug Power hergibt für einen Brennofen mit hohen Temperaturen, dann nimm SteinGUTton.

 

Wenn möglich, fahre zu deinem Keramikbedarfshändler und kaufe gleich mehrere Stangen.

Dort im Laden kannst Du fühlen, wie fest dein Ton ist. Wenn Du fürs Lagern einkaufst, nimm den weichesten Ton. Härter wird er immer, auch in der geschlossenen Plastiktüte. Lass die Finger von zu hartem Ton, er verursacht viel Arbeit.

Zuhause lagerst Du deinen Ton am besten im Keller. Auf jeden Fall frostfrei, aber kühl.

 

Das große Thema -Ton vorbereiten, schlagen, kneten usw. - wird einen eigenen Artikel ergeben.

Dazu später.

 

Was wird eigentlich aus all den Tonstücken, die "nix geworden" sind?

1.Beim Drehen, gerade am Anfang, wirst du einige "Drehleichen" - sorry, aber dafür kenne ich kein anderes Wort - ungewollt produzieren. Die kannst Du etwas kompakt zusammendrücken und in einer Plastiktüte sammeln.

 

2. Beim Abdrehen. Es fallen sehr viele Abdrehspäne an und zu allem Unglück ist dir das ein oder andere Teil noch von der Scheibe geflogen, oder ein sonstiges Missgeschick ist passiert.

Dieser Ton ist schon härter. In diesem lederharten oder noch trockenerem Zustand lässt der Ton sich nicht mehr verdrehen. Er muss erst wieder aufbereitet werden.

Also Wasser rein, Luft raus.

 

Dazu kaufe dir zwei Eimer mit Deckel, z.B. ovale Farbeimer.

Darin sammelst Du die Abdrehspäne und zu hart gewordenen Ton. Etwas Wasser dazu tun.

Hier kannst Du auch nach deiner Dreharbeit den dickflüssigen Schlicker aus deiner Drehschüssel dazutun. Dieses Schlickerwasser darf nicht in deinen Waschbeckenabfluss. Verstopfungsgefahr.

 

Wenn Du das schlickrige Drehwasser anderweitig loswerden möchtest, lass die Schüssel eine Zeit lang stehen und sauge dann das oben stehende klare Wasser mit einem Schwamm ab.

Der Rest Schlicker kann dann weiterverwendet werden oder kommt in die Tonne.

 

Letztendlich brauchst Du noch zwei Gipsplatten, selbst gemacht oder gekauft (gibts in rund).

Darauf kannst Du den "eingesumpften" Ton auslegen, in einer dicken Schicht.

Das Wasser wandert zum Teil in die Luft, zum Teil in den Gips. Nach einiger Zeit hat der Ton dann die richtige Konsistenz, um geknetet zu werde.

Die Gipsplatten müssen bis zu ihrem nächsten Einsatz trocknen.

 

Ein Video zu diesem Thema gibt es von Florian Gadsby auf Youtube in englisch

 

PS: das "Sumpfen" kann ein paar Wochen dauern, je länger desto besser der Ton.

 

Herzlichst Heidi

Aachen Januar 2021